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13.06.2013

Schwerlast-Transport der Superlative

Kran mit der Presse beim LKW-Anhänger

Ankunft per Schiff in Münster-Hiltrup: Riesige Lastkräne hoben die drei tonnenschweren Stahlteile an Land und setzten sie auf die Schwerlasttransporte.

Vier Stunden für 75 Kilometer: In zwei Nächten erfolgte der Transport mit Überlänge und Überbreite nach Herzebrock-Clarholz – ohne besondere Vorkommnisse. Hier kurz vor der Durchfahrt des Kreisels Tönnishäuschen.

In Millimeterarbeit durchs Hallentor: Spezialisten bugsierten den Kopf als größtes Pressenteil auf dem Craemer Firmengelände in die neugebaute Halle.

Ab in den Pressenkeller: Per Hubgerüst werden nach und nach die Einzelteile der neuen Servopresse aufeinandergesetzt.

Ein 82 Meter langes Schiff, zwei Riesenkräne, drei Schwerlasttransporter und jede Menge Logistik: In neun Tagen haben Spezialfahrzeuge jetzt eine 2.500-Tonnen-Servopresse von Erfurt bis nach Herzebrock-Clarholz gebracht. Zur Zeit wird der Riesenkoloss, der im Gesamtgewicht gleich einer ganzen Herde von Elefanten entspricht, in rund 120 Tagen von Fachkräften des Herstellers in einer neuen Halle der Paul Craemer GmbH, Spezialist für Metallumformung, Kunststoffverarbeitung und Werkzeugbau, zusammengesetzt. Ab Ende September soll die Maschine zur Fertigung von Automobilteilen in Betrieb gehen.

Der Korpus der neuen Presse, bestehend aus einem Kopfstück, einem sogenannten Stößel und einem Tisch wiegt allein 500 Tonnen. Das bringen rund 100 afrikanische Elefanten zusammen auf die Waage. In drei Riesenstücken plus Kleinteilen hat der Hersteller, die Schuler Pressen GmbH, den Koloss Ende Mai vom Werk Erfurt aus auf Reisen geschickt. Die wuchtigen Elemente kamen auf die "Keisar", einen über 80 Meter langen und über acht Meter breiten Frachtkahn, der sie mit reichlich Tiefgang von Aken (Sachsen-Anhalt) sicher über die Elbe, den Mittellandkanal und den Dortmund-Ems-Kanal bis zum Schwerlasthafen Münster-Hiltrup brachte.

Nach sechs Tagen und Nächten auf der rund 450 Kilometer langen Wasserstrecke erreichte die Fracht ihr Umladeziel. Zwei Spezialkräne, eigens aus den Niederlanden geordert, hievten die schwere Last früh morgens vom Schiff an Land - ein besonderes Spektakel an der beschaulich wirkenden Anlegestelle. Hier nahmen nach und nach drei Schwertransporter die Sonderfracht auf. Von Hiltrup aus ging es Anfang Juni in zwei Nächten die rund 75 Kilometer lange Straßenstrecke bis nach Herzebrock-Clarholz.

500 Tonnen auf drei Spezialtransportern

Begleitet von bis zu vier Polizeifahrzeugen, machten sich mitten in der Nacht die Lastzüge der Spedition Bohnet (Kirchdorf) mit 16-achsigem Auflieger auf den Weg, im Schlepptau einen Montagewagen und ein Plattenfahrzeug der Ch. Dickel GmbH für Schwertransportbegleitung (Wilnsdorf-Wilden). Letztere sorgten mit ihren Teams für die Demontage und das Wiedereinsetzen etlicher Verkehrs-, Orts- und Hinweisschilder sowie für das Auslegen von Stahlplatten zur Lastverteilung auf unbefestigtem Gelände. Die Fahrt führte auf Bundes- und Landstraßen von der B 54 über die B 58 auf die L547 und schließlich in Warendorf auf die B 64, welche direkt das Firmengelände der Paul Craemer GmbH in Herzebrock-Clarholz passiert.

In der ersten Nacht kam der Stößel, das Mittelstück der Servopresse, auf den Lkw: Mit neun Metern Länge, fünf Metern Breite und dreieinhalb Metern Höhe bringt er es auf 170 Tonnen. In der zweiten Nacht brach das Schwerlasttransportteam mit zwei Fahrzeugen auf: beladen mit dem zehneinhalb Meter langen, fünf Meter breiten und fast vier Meter hohen Kopfstück à 170 Tonnen und dem über zehn Meter langen, fünf Meter breiten und annähernd vier Metern hohen Pressentisch à 160 Tonnen.

Auch die jeweils vierstündigen nächtlichen Transporte meisterten die Spezialisten ohne besondere Vorkommnisse. Die Schwerlastzüge mit Gesamtabmessungen von 35 Metern Länge, 5,50 Metern Breite und bis zu 4,80 Metern Höhe (um 20 Zentimeter absenkbar) passierten selbst den schwierigen Kreisel Tönnishäuschen an der L547 und die besonders enge Ortsdurchfahrt von Freckenhorst problemlos. Dafür haben die Spezialtransporte ihren Preis: Die Frachtkosten zu Wasser und zu Lande betrugen soviel wie ein schmuckes Einfamilienhäuschen - rund 350.000 Euro.­

In Millimeterarbeit durchs Hallentor

Bei Craemer übernahm in den frühen Morgenstunden die Spedition Hoffmann Spezialtransporte (Chemnitz) gemeinsam mit einem Team von Schuler den Weitertransport auf dem Firmengelände und den Aufbau der Presse. In Millimeterarbeit rangieren die Spediteurfachkräfte und Pressenspezialisten durch das Tor der eigens für die neue Anlage errichteten Halle und bugsieren alles an das Hubgerüst zur Aufrichtung und Absenkung der tonnenschweren Einzelteile. Dieser riesige fahrbare Schwerlastkran auf vier stählernen Stützen, vorübergehend aufgebaut über dem tiefen Pressenkeller mit Fundament, hob als Erstes das Kopfstück zur Zwischenlagerung auf die andere Hallenseite.

In den nächsten Wochen gilt es, die drei großen Pressenteile für die Zusammensetzung vorzubereiten und nach und nach in den sechs Meter tiefen, elf Meter langen und acht Meter breiten Pressenkeller zu hieven. Nach dem Pressentisch zuunterst wird dieser an den Ecken vier Ständer und in der Mitte den Stößel aufnehmen, bevor schließlich der Pressenkopf aufgesetzt werden wird. Abschließend erfolgt die Verankerung über vier durch die hohlen Ständer geführte Stahlstifte, die erst mit der Verschraubung von acht jeweils 450 Kilogramm schweren Muttern - vier unten und vier oben - komplett sein wird.

120 Tage für kompletten Aufbau

Rund 120 Tage arbeiten bis zu einem Dutzend Spezialisten von Schuler Pressen am Zusammenbau der neuen Servopresse. In die Maschine kommt unter anderem ein auf dem Pressentisch ruhender Wechselwagen, der die Stanzwerkzeuge aufnimmt. Mit diesem acht Meter langen Werkzeugtisch ist die Neue bei Craemer nach Herstellerangaben "die größte jemals gebaute Presse der Welt". Am Standort Herzebrock-Clarholz komplettiert sie den Maschinenpark auf zwölf Pressen mit Presskräften zwischen 400 und 2.500 Tonnen und ist darunter die vierte mit Servodirekttechnologie. Wenn der Koloss steht, wird er stolze 990 Tonnen wiegen - die Anlagenperipherie nicht mitgerechnet. Ab Herbst 2013 wird die Schuler-Servopresse in Betrieb gehen und fortan jede Menge Sitzschalen für die Automobilindustrie produzieren.

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